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Zu den Arbeiten von Franziska Hofmann


Katharina Groth, Juni 2017


Figur und Raum sind die dominierenden Themen in den Bildern und Grafiken von Franziska Hofmann.

Menschliche Gestalten, aber auch Tiere bettet die Künstlerin in ein räumliches Liniengeflecht ein.

Oder sie konzentriert sich wie in der Reihe „Raumgedanken“ völlig auf diese Strukturen.

Charakteristisch ist für viele Arbeiten von Franziska Hofmann ein bühnenartiger Bildraum, der einen Sog in die Tiefe, aber auch Dreidimensionalität erzeugt. Ihre dynamischen Raster wirken wie sich gerade aufbauende Gänge, Flure oder Wege. Ab und an hinterlegt sie ihre Figuren auch mit grafischen Strukturen, die an Architekturzeichnungen oder an Stadtpläne erinnern, oder umfängt sie von einem organischen Konstrukt. Sowohl ihre geometrischen und als auch ihre freien Raumkonstrukte versteht Franziska Hofmann nicht als Architekturen, sondern als Strukturen und Kontexte für die sich darin bewegenden Figuren. Die Hintergründe lassen sich wie Seelenlandschaften lesen, die die Gedanken- und Gefühlswelt der Dargestellten verstärken.Die Figuren selbst sind mal stark auf das Notwendigste abstrahiert, bleiben schemenhaft und lösen sich teilweise im Umraum wieder auf, mal gestaltet die Künstlerin sie detailreicher. Sie konzentriert sich zumeist auf ein einzelnes Individuum, das die gesamte Menschheit prototypisch vertritt. Seltener sind ein Paar oder eine kleine Gruppe zu sehen. Charakteristisch ist für diese Gestalten ihre Bewegung. Franziska Hofmann zeigt keinen Stillstand. Genauso wie die Raumkonstrukte sind auch die Menschen in Bewegung, sie schreiten in den Bildraum hinein oder gehen auf den Betrachter zu.

Bislang interagierten Figur und Raum in den Arbeiten von Franziska Hofmann stark miteinander.

Diese Verbindung löst die Künstlerin in ihren aktuellen Arbeiten allmählich auf. So gewinnt in einigen Werken der Raum an Bedeutung und beginnt ein von der Figur unabhängiges Eigenleben zu führen. Doch auch die Figur löst sich in anderen Bildern, die räumlichen Strukturen lösen sich ab und an sogar auf. Franziska Hofmann arbeitet an Lösungsansätzen für beide Möglichkeiten. Der Ausgang ist noch ungewiss.

Bei ihren Bildern setzt die Künstler gezielt und punktuell Farben ein, orientiert sich zumeist jedoch an zurückhaltenden, unaufdringlichen Tönen. Sie experimentiert dabei mit verschiedenen Materialien und arbeitet mit dem Pinsel, aber auch mit der Pipette. Manchmal ersetzt Asphaltlack in ihren Arbeiten andere Farben wie Öl oder Acryl.

Dazu trägt sie mit dem Spachtel Farbflächen auf und klebt Transparentpapiere auf die Oberfläche ihrer Bilder auf.

Damit kennzeichnet sie einerseits den Raum, stört aber anderseits auch die homogene Bildfläche. Durch diese Störungen verstärkt sie die Räumlichkeit und die Bewegungsmomente. Die Darstellung wird dynamischer.

So wie der Begriff Bild in seiner ursprünglichen Wortbedeutung (althochdeutsch 'bildi') für Muster oder Vorbild steht, sind Franziska Hofmanns gemalte oder grafische Darstellungen als symbolhafte Schablonen für das Glück und Leid der menschlichen Existenz zu lesen. Wenn der Philosoph Martin Seel feststellt: „Bilder bieten etwas auf ihnen Sichtbares dar, dessen Bedeutung sich nicht darin erschöpft, auf die Ursache der bildlichen Erscheinung zu verweisen.“1

So lässt sich zu den Arbeiten von Franziska Hofmann schlussfolgern, dass die Künstlerin individuelle Schicksale abstrahiert, sie entpersonalisiert, und ihre Darstellungen wiederum durch den angedeuteten Gedankenraum verallgemeinert und sie allgemeingültig erscheinen lässt.



1Martin Seel, Ästhetik des Erscheinens, Frankfurt a. M. 2003, S. 261.

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